Geopfad Wanderung am 11.11.2018

 

 

Geologische Schätze unter unseren Füßen: Wanderung mit Wolfgang Essi

Es erinnert ein bisschen an Dornröschen und seinen hundertjährigen Schlaf. Nur dass sich die geologischen Zeitläufe nicht in Jahrhunderten, sondern in zig Tausend oder gar Millionen von Jahren abspielen. Generationen unserer Vorfahren lebten hier und hatten nur wenig oder keine Ahnung von dem, was unter ihren Füßen verborgen lag. Jetzt kommt der Prinz in Gestalt von Wolfgang Essig und öffnet uns die Augen, damit wir sehen, staunen und lernen. Der OWK Östringen hatte ihn eingeladen, eine Wanderung zu den Stationen des von ihm initiierten geologischen Pfades zu führen. Über 80 Wanderer, darunter viele Gäste, trafen sich am 11. November, um bei strahlendem Sonnenschein die wunderbare Natur in und um Östringen auf dem „Brunnenpfad“ zu erleben. Einen fachkundigeren Führer hätten sie nicht finden können! Wolfgang Essig startete die Tour bei der Hermann-Kimling-Halle, und schon wenige Meter weiter an der Gustav-Wolf-Galerie konnte die Gruppe den Unterschied zwischen Schilf- und Räth-Sandstein sehen und ertasten. Ebenso am Kirchplatz, wo der Unterschied zwischen Odenheimer und Mühlbacher Sandstein in den beiden Gebäuden des Rathauses erkennbar war. Nun ging es hinaus zu den „Feldstudien“ in der freien Natur. Die „Armenberghohle“ (Nummer 4 des „Brunnenweges“) war Anschauungsobjekt für die Entstehung der metertiefen Hohlwege, die ein Charakteristikum des Kraichgaus darstellen. Welche Mühen mögen die Bauern damals gehabt haben, wenn sich in den engen Hohlwegen gar zwei Gespanne begegneten. Die „wilden Quellen“ mit ihren Schlammvulkanen“ (Nummer 3) konnten nicht in Augenschein genommen werden, weil zu viel abgefallenes Laub das Wasser bedeckte.  Dafür waren dann Nummer 5 und 6 des Brunnenweges umso ergiebiger: der aufgelassene Steinbruch, an dessen Steilwand man die geologischen Schichtungen mehrerer Kalt- und Warmzeiten deutlich erkennen konnte, die sich im Laufe von Millionen Jahren gebildet hatten. Ganz zu unterst der Schilfsandstein, in viele Sprünge zerborsten und senkrecht stehend – eine Folge der starken tektonischen Kräfte, die hier herrschten (und noch immer tief unten rumoren – Stichwort heiße Quellen in Mingolsheim).  Nun mußten die Wanderer einen längeren Anstieg bewältigen, bis sie auf die Höhe über dem Ulrichsbruch gelangten und mit einem der schönsten Ausblicke belohnt wurden, die der Kraichgau zu bieten hat: die Berge des Odenwaldes von Heidelberg bis Eberbach (Königsstuhl, Katzenbuckel), die Burg Steinsberg, deren einzigartiger Bergfried mit staufischen Buckelquadern gepanzert ist, auf der anderen Seite die Rheinebene mit den nördlichsten Vogesen-Ausläufern, gefolgt von der Bergkette des Pfälzer Waldes bis zum Donnersberg, unten in der Ebene die Türme der Kaiserstadt Speyer, aber auch die des Kernkraftwerkes Philippsburg und des Großkraftwerkes Mannheim. Am Gallus-Bildhäusel vorbei war bald der nächste Aussichtspunkt beim Roten Kreuz erreicht. Hier lädt die Sitzgruppe, gestiftet von den Familien Holzinger zum Verweilen ein. Die hier nun von unserem Wanderführer Theo Hoffmann und seiner Frau Renate angebotenen leckeren Kuchen und feinen Spirituosen als Stärkung wurden gerne angenommen. Herzliches Dankeschön an Renate und Theo! Die nächsten Etappen waren  der Halt vor der Lößwand des „Sandkellers“ (Nummer 8) sowie die Tafel mit den Erläuterungen zur Asymmetrie des Tales (Nummer 9). Wenig später war Einkehr in der Gustav-Wolf-Galerie, wo eine herzhafte Gulaschsuppe und eine Käseplatte von fleißigen OWK Helfern liebevoll vorbereitet und serviert wurde. Bei Kaffee und von Mitgliedern des OWK gespendeten Kuchen ließ man den erlebnisreichen Wandertag ausklingen. Etwa vier Stunden waren die Wanderer unterwegs, aber die Zeit wurde nicht zu lang, weil Wolfgang Essig spannend erzählen konnte und viele  Fragen beantwortete. Sein Buch „Geopfade“ im Östringer Kraichgau“ ist ein ausführlicher Begleiter für jeden, der sich selber gern auf Spurensuche begeben will, um diesen einzigartigen Rundweg für sich zu erkunden.                                                         

Wolf-Rüdiger Albrecht